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Demenz im Quartier: Der Beitrag des Ehrenamts

Demenz ist eine der großen Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft. Aktuell leben in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen mit dementiellen Erkrankungen. Für Hessen wird laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung bis zum Jahr 2030 im Vergleich zur Altersverteilung der Bevölkerung von 2012 eine Zunahme des Anteils der über 65-jährigen um 26% und der über 80-jährigen um 50% erwartet. Zugleich sinkt der relative Anteil der Gruppen zwischen 10 und 64 Jahren. Dabei muss die Alterung der Gesellschaft differenziert gesehen werden: Zum einem steigt die Zahl gesunder alter Menschen, für die das Alter eine eigenständige sinnerfüllte Lebensphase ist. Andererseits nimmt mit der wachsenden Zahl alter Menschen auch der Versorgungsbedarf in der letzten Lebensphase zu. Häufig wird mit Blick auf die Versorgung von Menschen mit Demenz vor allem an die medizinischen und pflegerischen Aspekte und an die damit verbundenen Kosten gedacht. Eine Demenz besteht allerdings aus vielen Facetten, eine zentrale ist die soziale Lebenslage der Betroffenen, da mit der Demenz häufig ein schwerwiegender Verlust an gesellschaftlicher Teilhabe einhergeht. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht stellt sich die Frage, ob und wie ein demenzfreundlicher Sozialraum, im Sinne einer sorgenden Gemeinschaft, entstehen kann, um Menschen mit Demenz eine Teilhabe und weitgehende Selbstständigkeit zu erhalten. (Nationale Demenzstrategie 2020; Wegweiser Kommune Hessen).

DAS FORSCHUNGSVORHABEN

Mit diesem Verbundforschungsprojekt zwischen den Hochschulen Darmstadt, Fulda und der Universität Gießen wird - im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration sowie der Diakonie Hessen, Stiftungsfonds DiaDem - eine Sozialraumanalyse über die Lebenslage und Bedarfe von Menschen mit Demenz in ausgewählten hessischen Quartieren durchgeführt. Zugleich wird die Frage untersucht, wie ehrenamtliches Engagement und nachbarschaftliche Hilfe im Quartier initiiert werden kann.

Das hier vorgelegte Projekt will daher die Kenntnisse über die Lebenssituation von Menschen mit Demenz verbessern, zugleich die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement ausloten und Wege zu mehr nachbarschaftlicher Verbindung aufzeigen. Im Einzelnen werden quartiersbezogen folgende Frage untersucht:

  1. Welche Unterschiede im zivilgesellschaftlichen Engagement zeichnen sich zwischen den ländlichen, dem mittelstädtischen und dem städtischen Quartier ab?
  2. Welchen Einfluss haben die verschiedenen strukturellen Ressourcen in den jeweiligen Quartieren?
  3. Gibt es Unterschiede im Verstehen von Demenz auf dem Land, in der Kleinstadt oder in der Stadt?
  4. Wie prägt die jeweilige Vorstellung von Demenz die lokale ehrenamtliche Versorgungspraxis?

 

Projektteam Hochschule Darmstadt: Prof. Dr. Jutta Träger, Christoper Groß, Julia Stark