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Claudia Horkheimer in Frankfurter Rundschau FR-online.de vom 24.06.2008:

Die Sitten der anderen

Die Hochschule Darmstadt hilft Geschäftsleuten, Netzwerke mit brasilianischen Firmen zu knüpfen
VON CLAUDIA HORKHEIMER
Schulterklopfen zur Begrüßung, die Einladung ins Wochenendhaus der Familie oder die Anrede mit dem Vornamen während einer Geschäftsbesprechung ist für deutsche Unternehmer ungewöhnlich und verunsichert in der Regel. In Brasilien dagegen ist das ganz normal. "Die brasilianische Kultur lebt von ihren Emotionen", sagt Ruth Tobias, Expertin für brasilianische Kultur an der Hochschule Darmstadt. Die Familienstrukturen sind enger, werden aufs Geschäftliche ausgedehnt.
So haben es kleine und mittlere ausländische Unternehmen mitunter schwer, in Brasilien Fuß zu fassen. Dabei gilt Brasilien als aufsteigende Wirtschaftsnation.
Um diese Unternehmen zu unterstützen, hat die Hochschule Darmstadt (hda) jetzt das bundesweit einmalige Projekt "Südamerika - neue Märkte für den IT-Mittelstand" gestartet.
Im Projektteam arbeiten Experten für IT-Vertriebsrecht, Marketing sowie Sprache und interkulturelle Fragen daran, kleinen und mittelständischen IT-Unternehmen der Region den Marktzugang zu erschließen. Gleichzeitig soll das Projekt auch den Praxisbezug der Lehre durch Studienaustauschprogramme, die Vermittlung von Praktika und Themen für Abschlussarbeiten weiter ausbauen. "Wir wollen Studierende unterstützen, verstärkt ins Ausland zu gehen", sagt Thomas Wilmer, Leiter des Projekts.
Die Grundlage dafür haben der geschäftsführende hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) und der Gouverneur des brasilianischen Bundesstaates Rio de Janeiro, Sérgio Cabral, am vergangenen Freitag mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung zur Zusammenarbeit geschaffen.
Jemand, der jemanden kennt
Danach wollen die beiden Länder im Bereich der Informationstechnologie sowie im Studierendenaustausch kooperieren. Im Vordergrund steht dabei die Zusammenarbeit der Hochschule Darmstadt mit der Katholischen Universität von Rio de Janeiro. Am hda-Projekt beteiligen sich bislang etwa zwölf brasilianische Unternehmen aus der Region Sao Paulo, Rio de Janeiro und Blumenau sowie sieben Pilotkunden aus dem Rhein-Main-Gebiet, darunter Tuneup und die Software AG. Ziel sei es, ein Netzwerk zwischen hiesigen und brasilianischen Unternehmen aufzubauen, denn um in Brasilien erfolgreich zu sein, "muss man jemanden haben, der jemanden kennt, der jemanden kennt".
Vertrauensbildung sei ganz wichtig. Die Teilnahme gelte dabei für Unternehmen bereits als eine Art Qualitätszertifikat, sagt Edith Rost-Schaude, Expertin für Marktzugänge von Unternehmen. Das Projekt wurde 2006 vom Studiengang Informationsrecht konzipiert. Der soll jetzt wegen der hohen Nachfrage von 35 auf 50 Plätze ausgebaut werden.
Quelle:
Claudia Horkheimer in Frankfurter Rundschau FR-online.de vom 24.06.2008.

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