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ERASMUS an der Universität La Sapienza in Rom

Anna Zeitler - ERASMUS ist eine Erfahrung, die man unbedingt im Studium machen sollte.

Vorbereitung – Wahl der Kurse und Unterkunft
Bei einer Reise nach Rom 2015 habe ich mich in die ewige Stadt verliebt und es war seitdem mein Traum einmal für längere Zeit in dieser Stadt zu leben. Als ich den Erfahrungsbericht einer Kommilitonin von 2019 gelesen habe und gehört habe, dass die Kooperation mit der Sapienza für meinen Studiengang immer noch besteht, war für mich klar, dass ich auch gerne ein Semester an der Sapienza studieren möchte. Ich hatte nur minimale sprachliche Vorkenntnisse, aber ich wollte dieses Auslandssemester außerdem nutzen, um Italienisch zu lernen.
Für die Online-Bewerbung habe ich eine Vorauswahl an Kursen treffen müssen. Hierzu habe ich mich durch den Online-Katalog der Sapienza geklickt. Dies erfordert etwas Zeit, aber durch Filtermöglichkeiten, wie z.B. „Kurse in Englischer Sprache“ und „Sommersemester“ findet man recht schnell passende Kurse, da man aus allen Fachbereichen wählen kann. Die genauen Zeiten der Kurse waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht einsehbar, deshalb musste ich damit rechnen dass sich noch etwas ändern wird, falls sich Kurse zeitlich überschneiden. Aber das war kein Problem, da man dies spätestens vor Ort erfährt und man kann auch wenn die Vorlesungen schon laufen das OLA noch anpassen. Ich habe mir z.B. 6 verschiedene Kurse angesehen vor Ort und habe nach den ersten Vorlesungen entschieden, welche für meinen Studiengang RASUM am besten passen und sich zeitlich und örtlich (verschiedene Fakultäten) gut vereinbaren lassen.
Was die Wohnungssuche betrifft, wurden von den ERASMUS-Beauftragten der Sapienza einige Plattformen empfohlen wie z.B. Sturent. Ich persönlich habe es so gemacht, dass ich für die ersten 3 Wochen ein Zimmer in einem Airbnb gemietet habe, weil ich mir die Wohnungen vor Ort ansehen wollte. Grundsätzlich kann ich diese Vorgehensweise empfehlen, da man vor Ort durch die Einführungsveranstaltungen schnell viele Kontakte knüpft und sich in der Regel viele Möglichkeiten ergeben. Bei mir ist dann der glückliche Fall eingetreten, dass meine Mitbewohnerin/Vermieterin im Airbnb mir angeboten hat, dass ich länger bleiben kann, also bin ich dort für den Rest meines Aufenthalts geblieben. Weitere nützliche Plattformen, über die meine Freunde hier ihre Wohnungen gefunden haben, sind Idealista und Facebook/Whatsapp Gruppen der Sapienza und von ESN (Erasmus Student Network). Generell würde ich die Viertel Pigneto, Esquilino und San Lorenzo empfehlen, da sie in der Nähe der Uni sind.
Ich habe in Pigneto gewohnt und mich total wohl gefühlt, also kann ich dieses Viertel wärmstens empfehlen, da es nicht so touristisch ist, voller Einheimischer und Künstler, wesentlich ruhiger als das Stadtzentrum, aber trotzdem gut angebunden (30 min zum Colosseo oder zur Uni). Besonders die Via del Pigneto mit coolen und preiswerten Bars und Restaurants eignet sich prima zum Aperitivo mit Freunden.
Anreise und Formalitäten vor Ort
Ich bin mit dem Flugzeug angereist und bin dann mit dem Bus weiter ins Stadtzentrum zum Hauptbahnhof Termini gefahren, was mit 6-7€ der günstigste Flughafentransfer ist. Ich kenne aber auch jemanden, der aus Frankfurt mit dem Zug gekommen ist. Das ist eine lange Reise, aber natürlich wesentlich klimafreundlicher und aufgrund der Förderung für grünes Reisen empfehlenswert. Hier sollte man möglichst frühzeitig buchen, da leider oft die Zugverbindungen doch eben wesentlich teuer sind als die Flüge.
Die Öffis in Rom sind zwar etwas chaotisch, aber gut ausgebaut mit Tram, Bussen und Metro. Man sollte immer etwas Zeit und Geduld mitbringen. Ich habe mir für 35 € eine Monatskarte beim Tabaccaio gekauft, die ich dann jeden Monat dort wieder aufladen konnte. Sowohl Google Maps als auch die App Moovit eignen sich prima um nach Verbindungen zu suchen. Es gibt auch Nachtbusse, also kommt man zu jeder Tageszeit gut durch die Stadt und nach Hause.
Meinen Handyvertrag habe ich in Rom problemlos nutzen können, wobei es sich auch lohnen würde eine lokale SIM-Karte zu kaufen, da die Kosten für Handyverträge in Italien günstiger sind als in Deutschland. Von der Sparkasse hatte ich bereits aufgrund von früheren Reisen eine Kreditkarte mit der ich kostenlos Geld im Ausland abheben kann. Generell kann man in Rom fast überall mit Karte (auch EC-Karte) zahlen, weshalb man kaum Bargeld benötigt.
Für manche Mietverträge ist es außerdem ein Codice Fiscale nötig. Dies ist eine Nummer, die man vorläufig von der Uni gestellt bekommt, sie aber nochmal offiziell bestätigen lassen muss.
Studium
Ich hatte mich für einen Intensiv-Sprachkurs angemeldet, der vor Beginn der Vorlesungen stattfinden sollte. Dieser hat leider für das Level A1 nicht in Präsenz stattgefunden. Stattdessen gab es einen e-Learning Kurs zum Selbststudium, was eine Alternative war, aber ein Präsenzkurs hätte mir besser geholfen. Alles in allem war der e-Learning Kurs aber gut gestaltet mit Videos, die von Dozenten aufgenommen wurden.
Die Einführungswoche war besonders hilfreich für den Start in Rom. Hier wurden Vorträge gehalten, es gab Stadttouren und man konnte Kontakte knüpfen. Außerdem gab es von der Erasmus Student Network Organisation (ESN) abends viele Veranstaltungen und Partys, so konnte man gut im Studentenleben in Rom ankommen und andere ERASMUS-Studis kennenlernen und über geteilte Sorgen wie z.B. Wohnungs- oder Kurssuche sprechen und sich gegenseitig helfen.
Im Februar gab es dann auch nach und nach mehr Informationen wo und wann genau die Kurse stattfinden. Hier muss man sich durch die Seiten der Sapienza klicken und im Zweifel die ein oder andere E-Mail schreiben. Es war zwar etwas chaotisch, aber letztlich wurde mir – wenn auch über ein paar Ecken und Anläufe – immer weitergeholfen und ich habe meine finale Kurswahl dann treffen können. Ein Tipp ist, in der ersten Vorlesungen die anderen Studis oder den Professor zu fragen, ob es eine Whatsapp-Gruppe für den Kurs gibt, so ist man immer Up-to-Date und kann zu jeder Zeit Fragen stellen.
Das waren meine Vorlesungen:
• Quality and Sustainability Management (9CP, 6 SWS)
o Der Dozent war vom FAO und hat uns interessante Einblicke in deren Arbeit gegeben, außerdem haben wir über die SDGs gesprochen und die Arbeit des IPPC. Ein besonderer Fokus lag auf Monitoring Aktivitäten und der Theory of Change. Mein Highlight war eine Simulation einer Diskussion auf UN-Ebene, in der wir anhand eines Position Papers verschiedene Staaten und Akteure vertreten haben zum Thema: „promoting youth engagement and employment in agriculture and food systems“. Die Prüfungsleistung war eine schriftliche Prüfung mit offenen Fragen.
• Ecosystem Approach for Biodiversity Conservation (6 CP, 4 SWS)
o Der Professor war Direktor des Botanischen Gartens in Rom. Hier hatten wir eine Führung mit ihm und außerdem eine weitere Exkursion in ein Naturschutzgebiet. Das war sehr interessant. Die Prüfungsleistung war eine Präsentation in Partnerarbeit über einen Small island development state (SIDS) und ein bedrohtes Ökosystem und Lösungen für dessen Erhalt– in meinem Fall über die Mangroven der Solomon Islands.
• Sociologia Economica (9 CP, 6SWS)
o Dies war ein Kurs in italienischer Sprache. Ich konnte zwar nur wenig verstehen, aber ich habe mir die Folien übersetzt und die empfohlenen Bücher für die Prüfung – nach Rücksprache mit dem Professor – auf Englisch gelesen. Die Prüfungsleistung war –
typisch für Italien – eine mündliche Prüfung. Auch diese habe ich auf Englisch ablegen können. Bei mündlichen Prüfungen sollte man viel Zeit einplanen, da man nacheinander aufgerufen wird, was je nach Gruppengröße mehrere Stunden dauern kann.
• Corso di italiano per stranieri – livello A1 (3CP)
o Der Online-Sprachkurs bestand aus 30 Lektionen für die man jeweils ca. 1-2h gebraucht hat und 3 Tests, für die man auch jeweils 1-2 h Zeit hatte.
Vor der Ankunft in Rom bekommt man die Zugangsdaten zugeschickt, die Matricola (Matrikelnummer) und Passwort. Diese sind dann nötig, um in die Uni-Mail zu kommen und in die Online-Platform Infostud, die man später zur Anmeldung für die Prüfungen nutzt. Auch der Zugang zum Uni-WLAN funktioniert über diese Zugangsdaten. Gegen Ende des Semesters konnte man sich für die Prüfungen anmelden. Das Gute ist, dass es für jede Prüfung in der Regel mindestens 3 Termine gibt, also kann man hier relativ flexibel planen und auch nochmal die Note im Zweifelsfall verbessern.
Alles in allem bin ich zufrieden mit der Betreuung durch die ERASMUS-Beauftragte der Sapienza und die Professoren und Dozenten waren auch immer hilfreich. Man muss nur damit rechnen, dass man einige Informationen erst recht kurzfristig oder nach mehrfachem Nachfragen bekommt. Mein Tipp: Lieber einmal zu viel fragen, entweder andere Studis oder die Professoren und dran bleiben bis man eine Antwort bekommt. Am Ende klärt sich alles.
Positiv war auch, dass man in diesem Semester immer beide Optionen hatte: Man konnte an allen Vorlesungen vor Ort und Online teilnehmen.
Alltag/Freizeit
In Rom zu leben bedeutet Geschichte, Abenteuer und La Dolce Vita. Die Gebäude und Sehenswürdigkeiten sind atemberaubend schön und entführen in eine andere Zeit. Die Lebensfreude, Herzlichkeit und das Temperament der Römer schwappt schnell über. Die Tage sind geprägt von gutem Essen und gutem Caffè. Cappuccino und Cornetto (für 2,20€), Carbonara, Cacio e Pepe und natürlich Aperol oder Campari Spritz… Man lernt die Dinge mit mehr Gelassenheit anzugehen und dass von Zeit zu Zeit das „Dolce far niente“ („The Sweetness of Doing Nothing“) auch wichtig und richtig ist.
Besonders in Trastevere, Monti oder Pigneto kann man gut ausgehen, entweder ein Spritz a portare via zum genießen auf einem Piazza oder die unzähligen Bars. Auch sehr empfehlenswert ist der Gianicolo oder der Giardino degli Aranci zum Sonnenuntergang mit tollem Ausblick über die ewige Stand.
Außerdem gibt es fast jeden Tag Veranstaltungen von ESN oder ERA: Partys, Sportangebote, Surf-Workshops, Kinoabende oder Trips. Von Rom aus sind viele weitere traumhafte Orte Italiens gut zu erreichen: Tivoli, Napoli, Salerno, die Amalfi-Küste und viele mehr. Der schönste Strand in der Nähe von Rom ist meiner Meinung nach in Anzio. Mit dem Zug erreicht man diesen archäologischen Strand in einer Stunde für gerade mal 3€.
Fazit
Ich will keinen Tag in Rom missen. Ich hatte eine unvergessliche Zeit und habe mich persönlich weiterentwickelt. Es ist wie alle sagen: ERASMUS ist eine Erfahrung, die man unbedingt im Studium machen sollte. Ich habe so viele faszinierende Menschen getroffen und gute Freunde gefunden.
Ein Auslandssemester ist mit Organisationsaufwand verbunden und man sollte sich genügend finanziellen Puffer einplanen, aber man wächst an jeder Hürde und es lohnt sich alle mal. Allora… sucht euch eine Uni aus, packt die Koffer und macht euch auch auf diese Reise